WordPress und Gutenberg – Retrospektive über meinen Start ins Full Site Editing mit Blöcken
Kategorie: Web Projektentwicklung
Ich muss ehrlich gestehen, ich habe die Entwicklung mit einem Auge immer wieder verfolgt, gerade aber bei Kundenprojekten noch vermieden und etwa den „Classic Editor“ als Plugin installiert und die neue Strömung der WordPress-Entwicklung ausgeblendet und sogar etwas ignoriert. In meiner kleinen Welt mit meinem Setup für WordPress war alles in Ordnung, keine KI hat großkotzige Töne in den Topf gespuckt und es war ganz gut, so wie es war. Zu groß war die Veränderung, die Herangehensweise und auch die Bedienbarkeit meines heiß geliebten Contentmangementsystems, mit dem es bis dato keine Grenzen gab.
Und doch hat sich über die Jahre viel verändert. Da kleinere Projekte recht schnell und günstig mit einem Baukasten wie Elementor umgesetzt sind, tauchte man langsam aber doch in das Erlebnis von Full Site Editing ein. Einmal ein paar Templates in Elementor zusammengeklickt und die Container in der Reihenfolge beliebig oft verschoben und angepasst, da möchtest du nicht mehr zurück in die Welt eines großen Eingabefelds des Classic Editors, wo beim Kopieren des Quelltexts immer mal etwas verloren gehen kann. Aber jede Webseite nur mehr mit einem Baukasten bauen?
So schön man bis jetzt ein simples Interface ohne große Fehlerquellen mit Custom Fields erstellen konnte, wo der Redakteur nur die verfügbaren Felder ausfüllen musste, um ein ausgeklügeltes Frontend inkl. Abhängigkeiten zu erzeugen, da tut man sich schwer meist unerfahrene Redakteure plötzlich alle möglichen Bauteile einer Webseite in die Hand zu geben und dazu noch selbst ein Design gestalten zu lassen. Dazu ein immerwährender Fundus an Blöcken von Drittanbietern, als ob ich als Admin jedem Autor das Installieren von neuen Plugins erlauben würde?
Ich muss gestehen, ich habe mich mit immer lauter werdenden Lettern aus dem virtuellen Heidelberg auf die Suche nach Alternativen CMS-Systemen gemacht und mich in Angebote basierend auf PHP rund um Laraval wie z.B. Pimcore, Sulu & Co. vertraut gemacht. Auch der Schritt in diese neue Welt wäre ein sehr großer gewesen, daher bin ich schlussendlich zu WordPress zurückgekehrt. Wir hatten keinen einfachen Start, aber lass uns über Gemeinsamkeiten reden. Ich mag dich doch immer noch!
Meine ersten Kunden, die damit zu arbeiten angefangen haben, waren ebenso überfordert und fanden sich überhaupt nicht zurecht. Es kamen plötzlich elementare Anfragen herein, wie ich etwa „einen Text unterstreichen kann“, „warum der Link nicht übernommen wird“ und „warum ich nicht einfach mehrere Absätze markieren und löschen kann, …“. Wenn ich bis dato jedem erzählt habe, dass das System intuitiv und benutzerfreundlich ist, dann traf das plötzlich nicht mehr zu.
Zugegeben, die Benutzeroberfläche des Gutenberg Editors war bis vor Kurzem noch „Work in Progress“ und ist es wahrscheinlich auch jetzt noch, wenn ich mir die Stile der Version 6.2 im Detail ansehe. Und dennoch wird die Reise langsam klarer und auch handhabbarer mit jeder Erweiterung.
Im Zuge eines großen Auftrags hatte ich die Chance ein „Hybrid Theme“ von Grund auf zu erstellen. Das ist ein Theme, in dem der Editor Blöcke generiert, gewissen Teile, wie z. B. der Header und der Footer aber noch, wie in einem klassischen Theme mittels PHP-Files gelöst werden. Die Grenze ist da fließend. Ich habe dabei viel gelernt, wie die neuen Zusammenhänge aussehen, welche Vor- und Nachteile ich in der neuen Welt habe. In Kombination etwa mit dem neuen theme.json, wo ich grundlegende Styles für die ganze Seite und den Editor festlegen kann, das mit unzählige Zeilen CSS-Code ersparen, kann man damit wirklich recht komplexe Designs umsetzen und bauen.
Irgendwann stößt man jedoch an die Grenze der Core Blöcke und die Blockangebote der Drittanbieter sind erschlagend umfangreich. Ähnlich wie der Wildwuchs an Plugins, es dauert lange, bis man die richtigen gefunden hat und man hat es nicht in der Hand, wo deren Entwickler und Entwicklungen in Zukunft hinführen und wie aktiv sie gepflegt und unterstützt werden. Gerade bei Kundenprojekten muss man solchen „Abhängigkeiten“ gut einschätzen und mitkalkulieren. Alles mit den „alten“ „Advanced“ Custom Fields und eigenen Shortcodes zu lösen, das passte nicht mehr in diese Welt der Blöcke und war viel zu umständlich.
Es war Zeit sich mit eigenen Blöcken auseinanderzusetzen und meinen ersten Block zu erstellen. Mit diversen Tutorials geht es recht einfach und dennoch ist es ein großer Aufwand für wenig Output. Das musste doch einfacher gehen? Ich bin nach einer langen Suche und dem Test mehrere Plugins auf die Erweiterung „LazyBlocks“ gestoßen. Eine Art Baukasten für Custom Gutenberg Blocks, wo ich mir einen Block samt Controls intuitiv zusammenbauen kann, eigenen PHP-Code, Shortcodes und vieles mehr einbauen kann. Für mich war das eine ähnlich große Entdeckung wie der Moment, in dem ich das erste Mal mit Custom Fields gearbeitet habe.
Plötzlich war wieder alles möglich, plötzlich ließen sich die komplexesten Blöcke erstellen und gestalten, die ich mit einem Klick in jedes Template einfügen könne. Eine Unsinnigkeit, wie eine „Page of Posts“, die man halt bei Projekten manchmal braucht, kann ich mit einem Block, in dem ich Posts und Pages definiere, an jeder Stelle laden und als Teaser, Unterseitenübersicht, manuell gepflegte Related Posts, … anzeigen. Genial!
Nach über 13 Jahren und einem Jahr und mehreren Projekten in der neuen WordPress-Welt, rechtzeitig zum 20. Geburtstag des Meisterwerks von Gründer Matt Mullenweg, freue ich mich wieder auf die nächsten Entwicklungen des Systems und wohin die neue Form noch führen wird. Auch wenn vieles noch holprig ist, die Benutzerfreundlichkeit für Neueinsteiger noch etwas hinkt und an vielen Stellen noch operiert wird, ist WordPress wieder ein System, das Spaß macht und das für mich die Lösung für die Zukunft darstellt.
Falls Du es bis hier geschafft hast, dann sage ich danke fürs Vorbeischauen. Mich würde interessieren, wie es dir damit ergangen ist? Wie war dein Einstieg in das Thema und auf welchem Fuß stehst du momentan zum Front Site Editing? Hinterlasse mir ein Kommentar!
2 Antworten zu “WordPress und Gutenberg – Retrospektive über meinen Start ins Full Site Editing mit Blöcken”
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Hallo, danke für deine Beschreibung mit Gutenberg.
Mir hat es von Anfang an gefallen, bzw. ich wußte, ich werde nicht nochmal den Fehler machen, und warten..
Ich baue Custom Block Themes, und es macht viel Spaß.
Das einzige Problem, das ich habe, zur Zeit noch, ich würde mich kein Kundenprojekt machen trauen.
Ich glaube, ich könnte mir das eher so vorstellen, das man für manche eine Website aufsetzt, und dann nur den Classic Block aktiviert lässt, und alles andere sperrt.
So irgendwie. So lange ein Kunde Zugriff auf den Administrator hat, und den hat er ja, zerschießt der so ein Block Theme in null koma nix 😅
Meine eigene Wesite ist auch ein Hybrid Custom Theme, welches schon wartet, auf die Umstellung zu einen Block Theme.
Zum Beispiel habe ich kein SEO Plugin, anstatt dessen einfach in der header.php einen SEO Code drinnen. Wo gebe ich diesen Code in ein Block Theme rein ? Ich hab auch nur Code für Bread Crumbs, wie füge ich das in ein Block Theme ein ? usw. usw.
Es ist halt so cool wenn man Plugins sparen kann…. wahrscheinlich nehme ich jetzt dafür zwei Light Plugins für Breadcrumbs und SEO im Block Theme 🤷♀️
Hast du eine Ahnung, wo man diese Dinge in einem Block Theme ohne Plugin einfügen kann ?
Gibt mMn mehrere Möglichkeiten, du könntest zB die Meta Description in ein Custom Field schreiben, das geht auch ohne Plugin, oder das Excerptfeld dafür nützen. Du könntest in deinem Header-Script auch einfach einen Block ausführen und die Daten damit einfügen, einen eigenen Shortcode in der Functions.php aufsetzen, usw..
In einem reinen Block Theme baust du ja den Header mittels Templates/Template Parts zusammen. Mit Yoast, RankMath & Co läuft das genau wie bisher, du erstellst alle Einstellung und Tag und der Code wird dann im Header ausgespuckt. Nir dass das eben kein PHP, sondern die Auszeichnung als Block ist. Breadcrumbs etwa werden als Block angeboten, du kannst sie entweder pro Seite oder in einem Template fix einfügen und sie wie eine Überschrift überall einfügen.
Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, das ist der Fluch oder der Segen 😉